Chronist der Arbeit, Zeitzeuge der Extreme: Die Welt in 1 417 Schwarz-Weiß-Filmrollen
| Fotograf Martin Weinhold | |
| Martin Weinhold | |
| Telefon: | 01 76/34 95 74 99 |
| Website: | www.martinweinhold.com |








Der, der die Arbeit einfängt

Stand: Oktober 2025
Zwei Jahrzehnte, 1 417 Filmrollen, 740 Porträts und ein unstillbarer Drang, die Arbeit der Menschen wie in einer Zeitkapsel einzufrieren.
Martin Weinhold aus Friedrichshagen ist kein gewöhnlicher Fotograf. Er ist ein
Abenteurer mit analoger Hasselblad-Kamera, ein Chronist der Moderne, der fast 20 Jahre lang
Kanada durchstreifte, um die Gesichter der Arbeit in all ihrer Vielfalt festzuhalten.
„Ich will, dass Menschen noch in hundert Jahren spüren, wie wir heute gearbeitet haben, was wir anhatten, wie wir uns ausgedrückt haben“, erläutert er sein Langzeitprojekt.
Seine Kamera brachte ihn an Orte, die den meisten Menschen verschlossen bleiben. Harte Arbeit, indigene Kulturen, extreme Bedingungen, wer so unterwegs ist, ist nicht nur Fotograf.
Er ist ein einmaliger authentischer Zeitzeuge. Bei seinem „WorkSpace Canada Project“ erstellte Martin Weinhold die Geschichten zu den Porträts selbst und dokumentierte damit nicht nur Bilder, sondern ebenso die Hintergründe.
Karriere im Fernsehen
Martin Weinhold wurde 1971 in Meißen geboren und wuchs im heutigen Treptow-Köpenick auf. Seine Eltern sind Bühnenbildner, waren einst an der „Staatsoper Berlin“ und an der „Komischen Oper Berlin“ tätig. Jetzt sind sie selbstständig als Ausstatter fürs Figurentheater. Kunst und Gestaltung waren für Martin Weinhold seit jeher Alltag, lange, bevor er zur
Kamera griff.
Bereits vor seinem Studium
in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der „Hochschule der Künste Berlin“ sowie daran anschließend
arbeitete er lange Zeit als
Kameramann für Sat.1 und ProSieben. Er begleitete Nachrichtenformate, fuhr mit dem Übertragungswagen durchs ganze Land und erlebte Geschichte hautnah mit. „Dabei habe ich viele Erfahrungen
gesammelt“, resümiert er.
Mammutprojekt in Kanada
2006 zog Martin Weinhold nach Kanada, ein Kindheitstraum, den er sich verwirklichte.
Anders als das Klischee, erwarteten ihn dort nicht überall Bären. Er lebte in Toronto, fand sich sofort zurecht und verdiente seinen Lebensunterhalt auf allen möglichen Wegen. So arbeitete er als Archivar, managte eine Tanzkompanie, installierte Solarplatten und schuf medizinische Aufnahmen für ein Buch.
Gleichzeitig startete er sein Mammutprojekt „WorkSpace Canada Project“. Hierbei
standen ihm 740 Menschen Modell, darunter Banker, Schafhirten, Bohranlagen-Arbeiter und viele weitere
Berufsgruppen. Über hundert Porträts in Schwarz-Weiß gelangten in die erste Auswahl. Diese sollen in Ausstellungen zuerst in Kanada und später in Deutschland und Europa präsentiert werden. Für die Zukunft ist eine Veröffentlichung als Buch geplant.
„Für mich ist die Porträtfotografie die einzige Fotografie, die wirklich Sinn ergibt, da es hierbei um eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Gegenüber geht“, legt er seine Denkweise dar. Dabei kommt stets seine Hasselblad-Kamera zum Einsatz, mit der ausschließlich analoge Aufnahmen entstehen, die er grundsätzlich selbst entwickelt.
Situationen am Limit
Martin Weinhold suchte die Extreme. Bei minus 30 Grad in der Arktis kämpfte er gegen eisige Winde. Während er auf Porträts aus war, kam eher die karge Landschaft ins Visier. Auf einer Bohrplattform mitten in der Prärie verbrachte
er vier Tage zwischen Lärm,
Maschinen und der endlosen Weite der Landschaft. Er
besuchte Inuit-Völker, hörte aufmerksam ihren Geschichten zu und versuchte, die Idee ihrer Kultur einzufangen.
Besonders heikel waren Aufnahmen in einem Stripclub. „Die Situation war äußerst angespannt. Ich war völlig elektrisiert. Ich wusste nicht, ob ich die Bilder überhaupt würde machen können“, erinnert er sich an die Stimmung in Fort McMurray zurück.
Weitere Vorhaben
Martin Weinhold entwickelt unentwegt neue Ideen. So
fotografierte er etwa von 2017 an in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Menschen mit Parkinson. Unter dem Titel „Ein Teil von mir und doch nicht Ich“ entstanden private Einblicke in das Leben mit dieser Krankheit.
Eine Besonderheit ist, dass
einige seiner Bilder Teil eines visionären Archivs sind.
Dazu wurden ausgewählte Fotos auf hochfeste Keramikplatten gebannt und liegen im Salzbergwerk Hallstatt als ältestem Salzbergwerk der Welt. Dort lagern sie als
„Memory of Mankind“ für kommende Generationen in einer Million Jahren.
Gesichter des Ostens
Bereits 2004 erschien sein Buch „Künstler Köpfe Ateliers“, das über 80 eindrucksvolle Porträts in Wort und Bild von Künstlern aus dem Berliner Osten vereint. Darunter
befinden sich Persönlichkeiten wie etwa Günter „Benno“ Kiefer-Lerch, Ingrid Bertel, Wolfgang Domröse und Manfred Bofinger. Alle begegnen der Kamera mit einer faszinierenden Mischung aus Stolz und Verletzlichkeit,
was der Friedrichshagener mit großer Sensibilität einfängt. Jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte und offenbart
die Individualität hinter dem künstlerischen Schaffen, sodass die Porträts weit mehr sind als bloße Abbilder.
Rückkehr nach Berlin
Nun ist Martin Weinhold zurück in Friedrichshagen, wo er bereits ab 1996 lebte, bevor er 2006 nach Kanada zog. Hier widmet er sich aktuell mit
einer speziellen Kamera
der Großformatfotografie und wagt ungewöhnliche Experimente. Oft testet er seine Großformatkamera in der Gärtnerei in Hirschgarten aus, wo man immer wieder erstaunt auf diesen ungewöhnlichen Fotoapparat reagiert.
Aktaufnahmen mit drei
Modellen zeigen seine Suche nach neuen Ausdrucksformen. Aktfotografie liebt er nicht der Erotik wegen, sondern weil sie den Menschen in seiner puren Form zeigt.
Ganz neu hat er mit dem Zeichnen begonnen. Mit
Pastell, Bleistift und Farbstift hält er Menschen und Naturlandschaften auf Papier fest.
Des Weiteren betreibt Martin Weinhold seit einigen Jahren sein eigenes Labor für handgefertigte Fine-Art-Drucke auf Silbergelatinepapier. Als limitierte Originale kann man von all seinen Projekten
langlebige Kunstwerke für die Wand erwerben.
Bilder und Geschichten
Martin Weinhold ist eine wahre Ausnahmegestalt: vom Bühnenkind zum TV-Kameramann, vom Porträtisten kanadischer Arbeiter zum Großformatfotografen in Berlin. Seine Arbeiten sind einzigartig in ihrer Intensität.
Jedes seiner Bilder erzählt eine Geschichte, die den Blick auf Menschen und Arbeit verändert, und noch lange nach der Betrachtung nachwirkt.